Es ist erwiesen, dass die Mehrzahl der Corona-Infektionen in den letzten Jahren über Kinder in Familien getragen wurden und somit ihren Ursprung in Bildungseinrichtungen wie Kindergärten oder Schulen hatten. Studien weisen eine Zahl von 70% der Übertragungen aus, die auf diesem Weg entstanden sind (-> Zahlen im Detail).

von Christian Klosz

Diese Tatsache, zusammen mit der medizinischen Erkenntnis, dass Corona-Infektionen für Kinder alles andere als „harmlos“ sind, die Immunsysteme schwächen und zerstören können und auch bei Kindern zu Long/Post Covid oder ME/CFS führen können erfordern dringendes Handeln, um Infektionen im Bildungskontext zu verhindern, wie viele Experten bestätigen und seit langem fordern.

Zuvor etablierte Schutzmaßnahmen wurden in unseren Breiten spätestens seit Frühjahr 2022 zurückgenommen, vom Aussetzen der Tests und der Isolationspflicht von infizierten Kindern bis hin zu völlig absurden Entscheidungen, zuvor installierte Luftfiltergeräte wieder „abzuschalten“: Die kollektive Verdrängung sollte um jeden Preis erfolgreich sein, jegliche Erinnerungen an die „Corona-Zeit“ (die ja nie geendet hat) sollten eliminiert werden. Dabei ist eine Rückkehr zu Schutzmaßnahmen unumgänglich.

In manchen Staaten, regionalen und lokalen Verwaltungen ist das Mittel der Wahl 2024 der Fokus auf „saubere Luft“, also die Sicherstellung von Luftfilterung in Schulen und Kindergärten, die nachweislich die Mehrheit der Infektionen verhindern können. Länder wie Frankreich schufen dafür eigene Gesetze. In den USA investierte etwa der Staat Illinois 30 Millionen in moderne Luftfilteranlagen in Schulen und Kindergärten. Selbst die serbische Stadt Belgrad stattete ihre Schulen mit Luftfilteranlagen aus. Nicht so in Deutschland oder Österreich, wo jegliche Infektionsschutzmaßnahmen als unwillkommene Erinnerung an eine Zeit gesehen werden, die man wünscht, hinter sich gelassen zu haben. Und wo man eben durch diese Ignoranz diese Zeit mit all ihren Folgen weiter verlängert.

Die Bundes-SPÖ ließ letzte Woche als erste Partei in Österreich mit einer Forderung nach „sauberer Luft“ in Bildungseinrichtungen aufhorchen: In einer Presseaussendung von Parteichef Andreas Babler, Gesundheitssprecherin Petra Tanzler und dem Abgeordnetem Rudolf Silvan heißt es: „Kindern in Bildungseinrichtungen darf Luft nicht ausgehen!“

Und weiter: „SPÖ Bildungssprecherin Petra Tanzler und SPÖ Volksanwaltschaftsprecher Rudolf Silvan, seines Zeichens Mitglied im Gesundheitsausschuss des Nationalrats, setzen sich deshalb für eine gesetzliche Verpflichtung von Raum-Luft-Technik-Anlagen in Kindergärten und Schulen ein. Zu diesem Zweck bringen sie heute einen Entschließungsantrag im Parlament ein, der den Bildungsminister auffordert, ein Maßnahmenpaket samt Finanzierung zur Verbesserung der Luftqualität in ebensolchen Gebäuden vorzulegen.“

Auch SPÖ-Chef Babler wird zitiert: „Seit Jahren ist die österreichische Bundesregierung säumig, wenn es um die Lufthygiene in Innenräumen geht. Das ist unverantwortlich unseren Kindern gegenüber.“ Um die Luftqualität zu verbessern und Ansteckungen mit Infektionskrankheiten zu reduzieren, aber auch um ökonomische Folgekosten zu verringern, habe Babler schon im Dezember flächendeckende Luftfilter und Belüftungsanlagen für Schulen und Kindergärten gefordert, wie es weiter heißt.

In der Presseaussendung wird ebenfalls auf andere Länder verwiesen: „Konkrete Programme zur Verbesserung der Innenraumluft in Bildungseinrichtungen gibt es zum Beispiel in Belgien oder Italien.“ Silvan und Tanzler unterstützen deshalb mit ihrem Entschließungsantrag die Forderungen der Initiative Gesundes Österreich (IGÖ) betreffend saubere Luft und hoffen auf die Zustimmung aller Parteien.

Die IGÖ setzt sich in Österreich seit Jahren für nachhaltige Corona-Schutzmaßnahmen und insbesondere „saubere Luft“ ein, die ein zentrales Tool sein kann, Infektionen mit Corona, aber auch mit anderen Viren zu reduzieren. Im Kern geht es dabei darum, Virenpartikel in der Atemluft zu reduzieren, da Sars-Cov2 über Aerosole übertragen wird. Messen lässt sich die Konzentration von Schadstoffen, aber auch von (möglichen) Viren in der Luft mit Luftqualitätsmessgeräten und CO2-Messern. Die aktuelle Bundesregierung, aber auch lokale Verwaltungen (unter anderem auch die SPÖ in Wien) weigern sich bisher – teils mit abstrusen und wissenschaftlich widerlegten Ausreden – gegen Investitionen in diesem Bereich.

Obwohl die SPÖ sich leider bisher nicht traute (auch in der Presseaussendung nicht), in dem Kontext das Wort „Corona“ in den Mund zu nehmen – immerhin geht es in erster Linie darum, Corona-Infektionswellen einzudämmen – ist die Forderung ein Schritt in die richtige Richtung.

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Bild: (c) SPÖ/David Višnjić / SPÖ Presse und Kommunikation, CC BY-SA 2.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0, via Wikimedia Commons

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